4.7.2023 Ad-Hoc-Gruppe: Prekarität als Normalität an den Unis? Befristungen und Kettenverträge als Normarbeitsverhältnisse

Dienstag, 04.07.2023: 15:30 – 17:00,  Ort: TC. 5.16 Seminarraum

Mit Fabienne Décieux1,2, Cornelia Dlabaja1,3, Clara Holzinger1, Kristina Binner2, Stefan Pühringer2,
Elisabeth Scheibelhofer1

1Universität Wien; 2Johannes Kepler Universität Linz; 3ÖAW

In der Arbeits- und Ungleichheitssoziologie werden die Flexibilisierung von Arbeitswelten, und zunehmender Unsicherheiten u.a. durch Projektarbeit und Befristungen unter dem Begriff der Prekarität beforscht. Die moderne Form der Selbstausbeutung der kreativen Klasse werden dabei untersucht, denn die intrinsische Motivation etwas beizutragen und zu gestalten täuschen oft über die brüchigen Arbeitsverhältnisse hinweg. Doch wie sehen eigentlich die Arbeitsbedingungen an den österreichischen Universitäten aus? Über 80% der wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen an den österreichischen Universitäten sind befristet beschäftigt (gegenüber 7% unter allen unselbständigen Erwerbstätigen in Österreich). Seit der Gültigkeit des Universitätsgesetzes 2002 (UG2002) gibt es für den Dienstgeber Universität eine Sonderregelung: Paragraph 109 erlaubt die Aneinanderreihung mehrerer befristeter Dienstverträge für 6 – 8 Jahre. Die gängige Praxis an den österreichischen Universitäten verlängerte diese „Kette“ nach „Vertragspausen“ (unter Bezug von Arbeitslosengeld, in freien Dienstverhältnissen oder auf Ersparnisse lebend) auf ein ganzes Berufsleben. Die Novellierung des Paragraphen 109 im Jahr 2021 hat die Situation weiter verschärft und Proteste im (befristeten) Mittelbau auf den Plan gerufen. Seit Herbst 2022 haben sich Teile des Mittelbaus an österreichischen Universitäten vernetzt und bündeln ihre Proteste im Netzwerk Unterbau Wissenschaft und Uni Wien Unterbau.

Die österreichische Gesellschaft für Soziologie ist der Interessenverband aller in Österreich tätigen Soziolog:innen, daher möchten wir als Sektion Soziale Ungleichheit in Kooperation mit der Initative Unterbau den Kongress nutzen, um die Diskussionen an österreichischen Universitäten über die prekäre Lage weiterzuführen und über mögliche Transformationen an den Universitäten zu sprechen.

Im Rahmen der Veranstaltung werden im ersten Teil Befunde aus der Forschung in einem Kurzinput präsentiert. Im Anschluss daran diskutieren am Podium Professor:innen und Forscher:innen, zum Thema.

Ablauf

– Begrüßung und Problemaufriss durch Organisator:innen (Fabienne Décieux, Cornelia Dlabaja & Clara Holzinger)

– Impuls-Vortrag: Kristina Binner – Befristete Arbeitsverhältnisse an Universitäten im internationalen Vergleich aus der Perspektive der Geschlechterforschung

– Podiumsdiskussion mit Cornelia Dlabaja (Universität Wien, ÖAW), Stefan Pühringer (JKU) & Elisabeth Scheibelhofer (Institut für Soziologie, Universität Wien)

– Vernetzung und Austausch